In der Grafschaft Schaumburg hat die SS die Planung und Durchführung des Einsatzes vom 9. auf den 10. November 1938 an sich gezogen.Verantwortlich zeichnete Sturmbannführer Cordes, Leiter des Hamelner Sturmbannes der SS Standarte 12. (Cordes war schon 1933 Leiter eines SS Kommandos im KZ Moringen)
Um keine persönlichen Emotionen ins Spiel kommen zu lassen, werden jeweils ortsfremde SS Männer eingesetzt. Während in Obernkirchen ein Hamelner Scharführer mit seinem Zug im Einsatz ist, ist der SS Trupp 3/17 aus Obernkirchen im nördlichen Kreisgebiet zwischen Beckedorf, Sachsenhagen und Rodenberg unterwegs.
Kurz nach Mitternacht beginnen am 10. November die gezielten Übergriffe in der Strullstraße. Eine Gruppe dringt in das jüdische Gemeindehaus ein. Die hohen Fenster des Synagogenhauses werden eingeschlagen. Das Gestühl der Frauenempore fliegt runter in den Betsaal. Dort rafft man in Eile Stühle, Bänke, Gesangbücher und weiteres brennbares Material zusammen. In der Mitte des Raumes setzt ein SS Sturmmann den Haufen in Brand. Das Feuer wird kontrolliert, bis alles heruntergebrannt ist. Auf keinen Fall will man einen Häuserbrand in der eng bebauten Strullstraße riskieren.
Das Kaufhaus Adler ist das nächste Ziel der Attacke. Beide Schaufenster gehen zu Bruch. Die gesamte Auslage, Mäntel, Hosen, Krawatten, Turnkleidung, Schaufensterpuppen und Dekoration liegen auf der Straße. Zwei SS Leute sichern den Kaufladen, dessen Schaufenster sie gerade selbst eingetreten haben, gegen Plünderung. Genauso geht der Trupp beim Textilkaufhaus Lion vor.
Am Morgen rollen LKW´s vor den jüdischen Geschäften an, Parteimitglieder räumen ohne großes Aufsehen die Warenlager leer. Wohnungen von jüdischen Familien werden durchsucht und Bargeld wird beschlagnahmt. In den Obernkirchener Gefängniszellen über dem Spritzenhaus werde auf 12 Quadratmeter im Laufe des Morgens immer mehr jüdische Mitbürger inhaftiert.
Auch am Kirchplatz schlagen die Hamelner SS Männer zu. In seiner Mietwohnung im Battermann´schen Haus wird Leopold Lion verhaftet und abgeführt. Für den Mitbegründer der Obernkirchner Feuerwehr, für den verdienten Soldaten, für den geachteten Vorsteher der Synagogengemeinde, ist das offenbar ein ganz, ganz bitterer Moment. In der Schönfeld´schen Villa an der Rintelner Chaussee wird der Pferdehändler Moritz Schönfeld gefangen genommen. Sein Protes gegen die Verhaftung wird mit Tritten, Schlägen und Beleidigungen beantwortet.
Am Samstag Morgen werden 11 Männer mit einem Autobus nach Hannover transportiert, von wo sie mit über 300 weiteren Männern mit Reichsbahn Sonderzügen über Weimar zum Konzentrationslager Buchenwald transportiert werden.
Auszug aus dem Buch:
„Jüdisches Leben in der Provinz“ von Rolf-Bernd de Groot und Günter Schlusche
(Sehr lesenswert! Zu erwerben im Museum Obernkirchen)
Ellert & Richter Verlag ISBN 978-3-8319-0333-7
http://www.ellert-richter.de/detail.php?ISBN=978-3-8319-0333-7
In der Grafschaft Schaumburg hat die SS die Planung und Durchführung des Einsatzes vom 9. auf den 10. November 1938 an sich gezogen.Verantwortlich zeichnete Sturmbannführer Cordes, Leiter des Hamelner Sturmbannes der SS Standarte 12. (Cordes war schon 1933 Leiter eines SS Kommandos im KZ Moringen)
Um keine persönlichen Emotionen ins Spiel kommen zu lassen, werden jeweils ortsfremde SS Männer eingesetzt. Während in Obernkirchen ein Hamelner Scharführer mit seinem Zug im Einsatz ist, ist der SS Trupp 3/17 aus Obernkirchen im nördlichen Kreisgebiet zwischen Beckedorf, Sachsenhagen und Rodenberg unterwegs.
Kurz nach Mitternacht beginnen am 10. November die gezielten Übergriffe in der Strullstraße. Eine Gruppe dringt in das jüdische Gemeindehaus ein. Die hohen Fenster des Synagogenhauses werden eingeschlagen. Das Gestühl der Frauenempore fliegt runter in den Betsaal. Dort rafft man in Eile Stühle, Bänke, Gesangbücher und weiteres brennbares Material zusammen. In der Mitte des Raumes setzt ein SS Sturmmann den Haufen in Brand. Das Feuer wird kontrolliert, bis alles heruntergebrannt ist. Auf keinen Fall will man einen Häuserbrand in der eng bebauten Strullstraße riskieren.
Das Kaufhaus Adler ist das nächste Ziel der Attacke. Beide Schaufenster gehen zu Bruch. Die gesamte Auslage, Mäntel, Hosen, Krawatten, Turnkleidung, Schaufensterpuppen und Dekoration liegen auf der Straße. Zwei SS Leute sichern den Kaufladen, dessen Schaufenster sie gerade selbst eingetreten haben, gegen Plünderung. Genauso geht der Trupp beim Textilkaufhaus Lion vor.
Am Morgen rollen LKW´s vor den jüdischen Geschäften an, Parteimitglieder räumen ohne großes Aufsehen die Warenlager leer. Wohnungen von jüdischen Familien werden durchsucht und Bargeld wird beschlagnahmt. In den Obernkirchener Gefängniszellen über dem Spritzenhaus werde auf 12 Quadratmeter im Laufe des Morgens immer mehr jüdische Mitbürger inhaftiert.
Auch am Kirchplatz schlagen die Hamelner SS Männer zu. In seiner Mietwohnung im Battermann´schen Haus wird Leopold Lion verhaftet und abgeführt. Für den Mitbegründer der Obernkirchner Feuerwehr, für den verdienten Soldaten, für den geachteten Vorsteher der Synagogengemeinde, ist das offenbar ein ganz, ganz bitterer Moment. In der Schönfeld´schen Villa an der Rintelner Chaussee wird der Pferdehändler Moritz Schönfeld gefangen genommen. Sein Protes gegen die Verhaftung wird mit Tritten, Schlägen und Beleidigungen beantwortet.
Am Samstag Morgen werden 11 Männer mit einem Autobus nach Hannover transportiert, von wo sie mit über 300 weiteren Männern mit Reichsbahn Sonderzügen über Weimar zum Konzentrationslager Buchenwald transportiert werden.
Auszug aus dem Buch: „Jüdisches Leben in der Provinz“ von Rolf-Bernd de Groot und Günter Schlusche (Sehr lesenswert! Zu erwerben im Museum Obernkirchen) Ellert & Richter Verlag ISBN 978-3-8319-0333-7 http://www.ellert-richter.de/detail.php?ISBN=978-3-8319-0333-7