Die Sigwardskirche in Idensen.
Ein Kleinod der mittelalterlichen Wandmalerei
Die Alte Kirche in Idensen wurde im Auftrag des Bischofs Sigward von Minden (gest. 1140) als Eigen-, wahrscheinlich
auch als Grabeskirche, gebaut. Der weitgereiste, gelehrte Bauherr gehörte zum engsten Kreis um Kaiser Lothar III.
Sie ist aus sorgfältig bearbeiteten Sandsteinquadern errichtet. Dem schlichten Baukörper ist ein Westturm vorgelagert.
Reicher präsentiert sich der der einschiffige Kirchenraum, der durch Wandvorlagen mit Halbsäulen und Gurtbögen in
drei Gewölbefelder gegliedert ist. Höhepunkt stellt die Apsis dar, ausgezeichnet durch acht schlanke Säulen aus
grünem Stein. Das Langhaus öffnet sich nach Norden und Süden in zwei Seitenkapellen mit Altarnischen, die von
Säulen gerahmt sind. Die oberen Kirchenwände und Gewölbefelder tragen außerordentlich qualitätvolle
Wandmalereien aus der Erbauungszeit um 1130. Im Einklang mit der Architektur schließen sie sich zu einem
„Gesamtkunstwerk“ von internationalem Rang zusammen.
Nachwelt erhalten. Die Wandmalereien wurden am Ende des 19. Jahrhunderts wieder entdeckt, jedoch erst
1930/34 vollständig freigelegt. Seit dem waren mehrere aufwändige Konservierungsmaßnahmen notwendig.
Heute wird die Kirche klimatisiert, um Schwankungen der Luftfeuchtigkeit in engen Grenzen zu halten. Damit
sollen die in der Malschicht enthaltenen Salze stabilisiert werden.
Historische Wandmalereien sind wertvolle kulturgeschichtliche Dokumente. Sie können dem heutigen Betrachter einen
Einblick in die mittelalterliche Vorstellungswelt vermitteln. In Idensen ließ Bischof Sigward von unbekannten Künstlern ein
umfangreiches Ausmalungsprogramm schaffen: So werden im Langhaus drei Szenen des Alten Testaments jeweils einer
des Neuen Testaments typologisch gegenübergestellt, um theologische Inhalte zu veranschaulichen.
Das erste typologische Paar stellt die Taufe und die Arche Noah dar. Sie werden unter dem Stichwort „Wasser“ einander
gegenübergestellt. In beiden Szenen hat Wasser eine vernichtende und bewahrende/reinigende Kraft.
Das zweite Paar stellt den Turmbau zu Babel der Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten gegenüber. In beiden
Bildern geht es um Sprache: Weil die Menschen sein wollen wie Gott, verwirrt er ihre Sprache(n); weil er aber Frieden auf
Erden will, gibt er den Heiligen Geist, der Verständigung auch über Sprachgrenzen hinweg ermöglicht.
Vom dritten Paar ist nur noch die Szene vom jüngsten Gericht deutlich erkennbar. Auf alttestamentlicher Seite ist dem
wahrscheinlich die Geschichte von Sodom und Gomorrha gegenübergestellt. Thema ist hier die Scheidung der Gerechten
von den Ungerechten, der Seligen von den Verdammten.
Alle drei Paare sind auf die Darstellung der Majestas Domini (Gott als Herrscher der Welt) in der Apsis hin orientiert und
werden von ihr zusammengehalten.
Glocken:…………….1 Glocke aus der Erbauungszeit (die älteste in Niedesachsen)
………………………….2 Glocke aus dem Jahre 1724
………………………….3 Glocke aus dem Jahre 1823 (1926)
Orgel:………………..1585 an der Westwand auf einer Empore
…………………………..1657 an der Westwand
…………………………..1737 im südlichen Querarm(Barockstil); 1930/31 entfernt
Kanzel:……………….1737 im barocken Stil;1930/31 entfernt
Turmuhr:.1………….wohl aus dem 15. Jahrhundert
……………..2…………..1896
……………..3…………..1908, 1970 auf Pendelbetrieb umgestellt
Storchennest:……..von 1936 bis 1980 ständig besetzt. Nach der Überholung des Turmdaches blieb das
……………………………Nest bis 1995 leer, ab 1996 wieder besetzt
……………………………Nest bis 1995 leer, ab 1996 wieder besetzt
Geschichte:
|
1129……………..Fundamentlegung der Kirche und erste urkundliche Erwähnung in einer Schenkungsurkunde.
……………………Ihre ursprüngliche Zweckbestimmung war Hof- bzw. Eigenkirche und auch Grabeskirche des Bischogs Sigward von Minden (1120-1140)
1129-1134………Als Eigenkirche (Hofkapelle des Vorwerks) und Grabeskirche des Bischofs Sigward von Minden errichtet. Geweiht der heiligen Ursula und
……………………den elftausend Jungfrauen. Eine Reliquie der Ursula befand sich im Hauptaltar. Der Glockenstuhl erhält die erste Glocke
1133-1140………Entstehung der Raumausmalung mit Lasur- und Temerafarben in Fresko- und Secco-Technik
1140……………..Beisetzung Bischof Sigwards in der Kirche. Todestag: 28.04.1140
1390……………..Beschreibung der Kirche durch Hermann von Lerbeck in der Mindener Bischofschronik
um 1500………..Übertünchung der Malereien. Man befürchtete, dass sie die Konzentration beim Hören der Predigt stören könnten. Somit wurden sie aber
mehr ……………………als 400 Jahre konserviert. Nur dadurch sind sie uns heute noch erhalten
mehr ……………………als 400 Jahre konserviert. Nur dadurch sind sie uns heute noch erhalten
1506……………..Ein hölzener, spätgotischer Flügelaltar wird aufgestellt.
um 1560………..Voraussichtlich die erste Turmuhr
1585……………..Erste Orgel wird vor der Westwand auf einer Empore aufgestellt
um 1590………..Bauaktivitäten am Dachwerk und Turm
1657……………..Eine neue Orgel wird angeschafft
1670……………..Gravierende Änderungen am Gebäude: Abtragung und Verkauf des Silberbleidaches, Änderung der Dachneigung; Neudeckung mit
……………………Sollingplatten. Einbau von Emporen im Langhaus und einer Amtsprieche im Nordquerraum
……………………Sollingplatten. Einbau von Emporen im Langhaus und einer Amtsprieche im Nordquerraum
1703……………..Ein Wirbelsturm reißt die Turmspitze um. Das obere Turmgeschoß wird darufhin reduziert und erhält ein Satteldach mit Dachreiter
……………………Einige Steine fallen auf das südliche Dach des Kirchenschiffes und zerschlagen es, die Ursache für Schäden an den Gewölbemalereien
1710……………..Erster Abbruch und Neubau wegen Platzmangel geplant. Im Kircheninneren weiterer Einbau von Emporen, Priechen und einer Kanzel
1716……………..Eine zweite Turmuhr wird angeschafft
1724……………..Eine zweite Glocke wird angeschafft
1730……………..Einbau einer Sakristei im Nordquerraum
1737……………..Neubau einer Orgel im Südquerraum durch Orgelbauer Johann Diedrich Busch, der aus Mesmerode stammt
1823……………..Dachreiter werden wieder vom Turm entfernt. Es wird eine dritte Glocke angeschafft
1831……………..Ausbau und Verkauf der bemalten Fenstergläser
1845……………..Entfernung der Sakristei aus dem Nordquerraum. Anbau einer Sakristei an der Ostseite
1851……………..Erneuter Umbau durch Baumeister Hellner geplant
1853……………..Eindeckung der Dächer mit Dachpfannen
1858……………..entdeckte der hannoversche Konsistorialbaumeister Conrad Wilhelm Hase die Wand- und Decken-Malereien
1874-1880………Erneuter Abbruch und Neubau geplant. Baurat C.W. Hase kämpft gegen die Pläne der Gemeinde
1888……………..Baurat C.W. Hase rettet den Bau vor dem wiederum beschlossenen Abbruch. Eine neue Kirche im neugotischen Stil wird gegenüber
……………………erbaut
1890/91…………Die Sakristei an der Ostseite wird entfernt. Abbruch von Emporen und Priechen. Einbringung eines Betonfußbodens. Freilegung
……………………Malereien im Nordquerraum
1908……………..Eine dritte Turmuhr wird eingebracht
1926……………..Ersatz für die 1917 abgegebene Glocke von 1823
1928……………..Entfernung des Flügelaltars, der Mittelschrein steht seit 1959 in der neuen Kirche
1930-1934………Freilegung und Sicherung aller Fresken durch Kirchenmaler A. Wildt, Hannover. Ausbau aller Inventarstücke, auch der Orgel
1948……………..Der bisherige Kirchhof um die Kirche wird beseitigt und Gras eingesät
1958-1960………Verlegung des Fußbodens aus Steinplatten; Trockenlegung des Baues
1960-1962………Weitere Erhaltungsmaßnahmen
1961-1962………Gesamtkonservierung der Malereien (Reinigung, Sicherung und Restaurierung)
1970……………..Die Turmuhr wird von Zug- auf elektrischen Pendelbetrieb umgerüstet
1977-1980………Gesamtrenovierung der Bausubstanz (Ersatz verwitterter Sandsteine im Außenbereich)
1981……………..Turmdach wird mit Blei Neu gedeckt
seit 1982………..Sicherung der Malereien
1983……………..Kirchenschiffdach wurde neu eingedeckt
1984……………..Ein neues Ziffernblatt wird an der Turmuhr angebracht
seit 1987………..Mit Bundesmitteln gefördertes Forschungsprojekt „Schäden an Wandmalereien und ihre Ursachen“ unter Koordinierung des Instituts für
……………………Denkmalpflege Hannover. 1987 Eintragung in das Verzeichnis der Kulturdenkmale
……………………Denkmalpflege Hannover. 1987 Eintragung in das Verzeichnis der Kulturdenkmale
seit 1990………..Auftretene Zugspannung durch Dach und Wände
1995-1996………Instandsetzung des Außenbaues
1996……………..Sicherung von Malerischäden im Westjoch, im Chor und in der Petruskapelle
1996-1997………Klimamessung zur Erkundung der thermisch-hygrologischen Belastungsfaktoren
1998……………..Statische Sicherung der Dachkonstruktion
2002……………..Einbau einer kombinierten Temperier- und Be und Entlüftungsanlage die am 23.01.2003 in Betrieb genommen wurde
2003……………..Referenzflächen-Monitoring
2003……………..am 29.August wird der „Freundeskreis für die Erhaltung der Sigwardskirche“ gegründet
2007……………..Sanierung des Fußbodens (Bodenaushub, Einbringung von Sperrschichten gegen aufsteigende Feuchtigkeit)